Entwicklung der medizinischen Versorgung

Autor Marcel Hardrath
Landarzt bei der Arbeit in den 60iger Jahren

Die medizinische Versorgung auf dem Land ist ein wichtiges Thema für die Gesundheitspolitik und die Bevölkerung. Denn viele ländliche Regionen in Deutschland leiden unter einem Mangel an Hausärztinnen und Hausärzten, die eine wohnortnahe und umfassende Versorgung gewährleisten können.

Dieser Mangel hat verschiedene Ursachen und Folgen, die in diesem Beitrag näher beleuchtet werden sollen. Außerdem werden einige innovative Versorgungskonzepte vorgestellt, die eine Lösung für das Problem bieten könnten.

Keine Ärzte im ländlichen Raum?

Die Gründe für den Hausärztemangel auf dem Land sind vielfältig und hängen sowohl mit demografischen als auch mit beruflichen Faktoren zusammen. Zum einen werden viele Hausärzte in den nächsten Jahren in den Ruhestand gehen und finden keine Nachfolgerinnen oder Nachfolger für ihre Praxen. Zum anderen entscheiden sich immer weniger junge Ärztinnen und Ärzte für eine Niederlassung auf dem Land, weil sie andere berufliche und persönliche Präferenzen haben. Sie bevorzugen zum Beispiel eine Anstellung in einem Krankenhaus oder einer größeren Praxis, um mehr Fachkolleginnen und Fachkollegen um sich zu haben, flexiblere Arbeitszeiten zu haben und Familie und Freizeit besser vereinbaren zu können. Außerdem zieht es sie eher in die Stadt als aufs Land, weil sie dort mehr kulturelle und soziale Angebote vorfinden. Der Hausärztemangel auf dem Land hat negative Auswirkungen auf die gesundheitliche Versorgung der Bevölkerung. Denn die Hausärzte sind oft die ersten Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner bei gesundheitlichen Problemen und übernehmen eine wichtige Rolle bei der Prävention, Diagnose, Behandlung und Koordination von weiteren Versorgungsleistungen. Wenn es zu wenige Hausärzte gibt, müssen die Patientinnen und Patienten längere Wege in Kauf nehmen, um eine Praxis zu erreichen. Das kann vor allem für ältere oder mobilitätseingeschränkte Menschen eine große Hürde darstellen. Zudem kann es zu längeren Wartezeiten oder Engpässen bei der Terminvergabe kommen. Das kann wiederum dazu führen, dass gesundheitliche Beschwerden zu spät erkannt oder behandelt werden oder dass die Patientinnen und Patienten vermehrt auf Notfallambulanzen oder Fachärzte ausweichen, was zu einer Überlastung des Gesundheitssystems führen kann.

Lösungsansätze

Um den Hausärztemangel auf dem Land zu beheben oder zumindest zu mildern, sind verschiedene Maßnahmen möglich:

- Die Förderung der Allgemeinmedizin als attraktives Fachgebiet in der medizinischen Aus- und Weiterbildung. Dazu gehören zum Beispiel mehr Studienplätze für Allgemeinmedizin, Stipendien oder Zuschüsse für angehende Ärzte die sich im ländlichen Raum niederlassen wollen oder eine verpflichtende Rotation in einer ländlichen Praxis während des Studiums oder der Facharztweiterbildung.

- Die Einführung einer Quote bei der Vergabe von Studienplätzen für Medizin. Dabei werden bestimmte Studienplätze an Bewerberinnen und Bewerber vergeben, die sich verpflichten, nach ihrem Abschluss für eine bestimmte Zeit als Hausarzt auf dem Land zu arbeiten. Diese Maßnahme wird bereits in einigen Bundesländern umgesetzt oder geplant.

- Die Verbesserung der Rahmenbedingungen für eine Niederlassung auf dem Land. Dazu gehören zum Beispiel finanzielle Anreize wie Zuschüsse oder Darlehen für die Praxisgründung

- Die Etablierung und Förderung von kommunal getragenden MVZs

Kommunale Medizinische Versorgungszentren (MVZ)

Medizinische Versorgungszentren (MVZ) sind eine moderne und attraktive Form der ambulanten ärztlichen Versorgung, die viele Vorteile für Patienten, Ärzte und das Gesundheitssystem bietet. Sie sind eigenständige Leistungserbringer, in denen mehrere ambulant tätige Ärzte verschiedener Fachrichtungen kooperativ unter einem Dach zusammenarbeiten. Im Gegensatz zu den klassischen Einzelpraxen oder Berufsausübungsgemeinschaften, bei denen die Praxisinhaber die ärztliche Tätigkeit in der Regel persönlich ausüben müssen, zeichnen sich MVZ durch eine organisatorische Trennung der Inhaberschaft von der ärztlichen Behandlungstätigkeit aus. Die Leitung eines MVZ muss in der Hand eines Arztes oder einer Ärztin liegen, der oder die in dem MVZ selbst tätig und in medizinischen Fragen weisungsfrei ist. MVZ können sowohl fachübergreifend als auch arztgruppengleich betrieben werden. Das bedeutet, dass sowohl reine Hausarzt-MVZ als auch spezialisierte facharztgruppengleiche MVZ möglich sind. MVZ können von verschiedenen Trägern gegründet werden, wie zum Beispiel von zugelassenen Ärzten oder Krankenhäusern, von Erbringern nichtärztlicher Dialyseleistungen, von bestimmten gemeinnützigen Trägern oder anerkannten Praxisnetzen. Darüber hinaus besteht auch für Kommunen die Möglichkeit, MVZ zu gründen und damit aktiv die Versorgung in der Region zu verbessern.

Die Vorteile dabei liegen auf der Hand:

- MVZ bieten den Patienten eine umfassende Versorgung aus einer Hand, bei der sie von einem interdisziplinären Team aus Ärzten verschiedener Fachrichtungen betreut werden. Dies kann zu einer besseren Koordination, Kommunikation und Qualität der Behandlung führen, insbesondere bei chronisch kranken oder multimorbiden Patienten.

- MVZ bieten den Ärzten eine attraktive Form der Berufsausübung, die ihnen mehr Flexibilität, Teamarbeit und Entlastung von administrativen Aufgaben ermöglicht. Dies kann zu einer höheren Zufriedenheit, Motivation und Work-Life-Balance führen, insbesondere bei jungen oder weiblichen Ärzten.

- MVZ bieten dem Gesundheitssystem eine effiziente und wirtschaftliche Versorgungsform, die Potenziale zur Kostensenkung und Qualitätssteigerung erschließt. Dies kann durch eine bessere Auslastung der Ressourcen, eine geringere Über- oder Unterversorgung, eine höhere Transparenz und eine stärkere Verzahnung von ambulanter und stationärer Versorgung erreicht werden.

- Gerade im ländlichen Raum ist die Kombination und Zusammenfassung von Leistungen an einem gebündelten Ort, mit guter Erreichbarkeit, eine Chance zur Stärkung von ländlichen Räumen